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Bloch, Ernst

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Lebenslauf

Geboren: 8. Juli 1885 in Ludwigshafen
Gestorben: 4. August 1977 in Tübingen

Ernst Bloch wuchs als einziges Kind einer jüdischen Familie in Ludwigshafen auf. Sein Vater war Bahnbeamter. Schon früh interessierte er sich für Philosophie und Literatur. Er studierte ab 1905 in München und Würzburg Philosophie, Physik, Germanistik und Musik. 1909 erschien seine Promotion (von 1908) zum Thema der modernen Erkenntnistheorie, die bereits Ansätze utopischen Denkens enthielt. In den Folgejahren führte Bloch – beeinflusst von der Wandervogelbewegung – ein unstetes Wanderleben, schloss Freundschaft mit Georg Lukács und verkehrte im Heidelberger Kreis um Max Weber. Aufgrund seiner pazifistischen Gesinnung musste er 1917 in die Schweiz emigrieren. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges arbeitete Ernst Bloch als freier Journalist. Er pflegte regen Austausch mit Theodor W. Adorno, Walter Benjamin und Bertolt Brecht. Nach Hitlers Machtübernahme wurde Bloch wegen seines politischen Engagements gegen die NSDAP ausgebürgert und emigrierte über die Schweiz in die USA. Nach 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und lehrte von 1949 bis 1957 Philosophie an der Universität Leipzig. Als überzeugter Marxist avancierte er bald zum „Staatsphilosophen“ der DDR. Nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes 1956 durch die Sowjetische Armee wandte sich Bloch jedoch enttäuscht gegen das SED-Regime. Daraufhin wurde er zunehmend isoliert, erhielt Lehr- und Publikationsverbot und wurde schließlich 1957 aus politischen Gründen vorzeitig emeritiert. 1961 kehrte er von einer Reise ins westliche Deutschland nicht mehr zurück und nahm eine Gastprofessur in Tübingen an. Ernst Bloch engagierte sich aktiv in der Friedensbewegung und wurde 1967 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.


Bedeutung

Ernst Bloch war ein bedeutender neomarxistischer Denker. Die auf ihn zurückgehende „Konkrete Utopie“ ist eine optimistische „Philosophie der Hoffnung“, die auf eine real mögliche Gesellschaftsveränderung abzielt.


Lehre und Gedanken

Blochs 1918 erschienenes erstes Hauptwerk „Geist der Utopie“ ist ein ekstatischer Ruf nach einer neuen Welt und einem neuen Menschen im Geist des Expressionismus. Schon in diesem Werk gilt Blochs Denken dem Zukünftigen und Möglichen, einem besseren Leben im Sinne einer gerechten Gesellschaft, die dem Einzelnen größtmögliche Entfaltung einräumt. Er entwickelt den Begriff der „Konkreten Utopie“ als Reaktion auf die Utopie-Kritik von Marx und Engels, die Utopien als lediglich abstrakt abgetan hatten. Blochs Utopie will konkret sein und die der Alltagsrede anhaftende Bedeutung der Unrealisierbarkeit des Utopischen loswerden.

„Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben. Für sich selber ist es längst schon leer geworden. Es taumelt sinnlos hin und her, aber wir stehen fest, und so wollen wir ihm seine Faust und seine Ziele werden.“ (Ernst Bloch: Geist der Utopie)

Der Mensch und die Gesellschaft sind noch nicht bei sich angekommen, die Welt ist noch nicht fertig. In diesem Prozess des Zu-sich-selber-Kommens von Gesellschaft, Mensch und Welt stellt aber allein der Mensch die Weichen. So soll er sich endlich auf den Weg machen und im Prozess der Verwirklichung, der nichts anderes als Konkrete Utopie ist, die bessere Zukunft nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum hervorbringen.

Blochs Konkrete Utopie geht einher mit einem unerschütterlichen Optimismus bezüglich der Realisierbarkeit von großen gesellschaftlichen Veränderungen. In seinem Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“ erklärt Bloch das Utopische zu einer Dimension des Menschseins. In der Religion, aber auch in der Kunst und der Musik sieht er sogenannte „Hoffnungsgehalte“ verborgen, die aber lediglich einen „Vorschein“ auf eine bessere Welt, die Bloch „Heimat“ nennt, bieten.

„Es geht um den Umbau der Welt zur Heimat, ein Ort, der allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war.“ (Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung)

Dabei identifiziert Bloch die „Hoffnung“ auf eine gerechte soziale und politische Ordnung als die treibende Kraft für menschliches Handeln. Er sieht in ihr jenes Prinzip, das die Geschichte vorantreibt und den Menschen dazu bewegt, die ihm innewohnenden Möglichkeiten zu entdecken und zu verwirklichen.


Hauptwerke von Ernst Bloch

„Geist der Utopie“ (1918)
Ernst Bloch: Geist der Utopie. Zweite Fassung von 1923. Frankfurt / Main: Suhrkamp 2000.

„Das Prinzip Hoffnung“(1954–1959)
Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. 3 Bde. Frankfurt / Main: Suhrkamp 2001.


Über Ernst Bloch

Burghart Schmidt: Ernst Bloch. Stuttgart: Metzler 1985.

Peter Zudeick: Der Hintern des Teufels. Ernst Bloch – Leben und Werk. Baden-Baden: Elster-Verlag 1987.

Detlef Horster: Bloch zur Einführung. Hamburg: Junius 1991.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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